HGC-Seasonsopening vom 17.04. – 21.04.2018 – Bericht von M. Hambalek

So ging es los:

Hallo Zusammen,
das Ziel heißt jetzt Annecy, da waren wir noch nie!
Am Col de La Forclaz aufgedreht, da sehen wir was geht.
Fliegen rüber zum Mont Blanc, sagen hei und jo, jetzt bin ich aber froh.
Gelandet wird am Hauptlandeplatz in Doussard und jede Menge Sprit gespart.
Dort wird auch gecampt, ganz apart, Mobile home, einfache Ausstattung für ca. 20 € pro Person/Tag.
Abfahrt am Dienstag um  Einkorn 7:00 Uhr, 8:15 Uhr Zwischenstopp P+M Rutesheim, 71277 Rutesheim
Ziel Doussard, Aufahrgenehmigung abholen (gel Kurt) und fliegen, danach Checkin auf dem Campingplatz.
LG
Matthias
P.S.: Gebt mir bis Morgenabend Bescheid, damit wir die Mobile Homes buchen können. Wenn drei Personen lieber Zelten wollen, wäre das auch OK

Pünktlich um 8:30 Uhr verließen wir den Parkplatz Rutesheim. Danke an den Vorstand Sven, der den Bus am Einkorn abgeholt hatte. Der Rest, Andreas Häffelin, Kurt Bauer, Michael Gröner und Matthias Hambalek sind dann in Rutesheim zugestiegen.

Die Fahrt im Vereinsbus war überschattet, durch eine von Sven angekündigte Leistungsschwäche, die er an der Haller Steige in Richtung der Hochebene nach Wüstenrot ausgemacht hatte. Nichts desto trotz lief der Bus in der Ebene 117 km/h und Berg auf (Autobahn) in den meisten Fällen noch mit 90 km/h und so näherten wir uns langsam aber sicher unserem Ziel: Annecy. Der Weg dorthin war gezeichnet von Wolkenstraßen, so dass das eine oder andere Fliegerherz schon auf dem Weg ein bisschen höher schlug.
Nach nur einem Zwischenstopp zum Tanken erreichten wir um 14:40 Uhr nach einer staufreien Fahrt und einer schönen Spazierfahrt am Ostufer des Sees von Annecy unser Ziel in Doussard. Wir schlugen direkt am Landeplatz auf. Hier trafen wir auch den ersten Selbstfahrer, Jürgen Knauber.
Da augenscheinlich bestes Flugwetter war, wurden Kurt und Jürgen kurzerhand dazu verdonnert, am Rathaus in Doussard die Auffahrtsgenehmigung zu besorgen, während der Rest der Meute im Campingplatz Verger Fleuri eincheckte. Schöner leerer Campingplatz, aber das Einchecken war keine schnelle Sache. Dennoch haben wir die Buchung des Mobilehomes inkl. Endreinigung und die Nächtigung in drei weiteren Zelten nach ca. 1/2h erfolgreich hinter uns gebracht.
Mittlerweile waren auch Kurt und Jürgen da, mit der Nachricht, dass es die Auffahrtsgenehmigung jetzt im Rathaus in Talloires zu besorgen ist. Nach dem Verstauen des Gepäcks im Mobilehome ging es also auf nach Talloires. Als wir das Rathaus/Tourioffice gefunden hatten, mussten wir erfahren, dass es die Auffahrtsgenehmigung nun an dem LP der Gleitschirmflieger in Taillores gibt. Das war nicht weit vom Touri Office und ca. 10 min später hatten wir auch den richtigen Laden ausgemacht und noch einmal 10 min später die Auffahrtsgenehmigung in der Hand. Die Auffahrt selbst war kein Problem und nachdem wir verstanden hatten, wie die Schranke funktioniert, konnten wir auch direkt bis zum Startplatz hochfahren. Alle wollten schnell fliegen und so wurde relativ schnell aufgebaut und im nu war die ganze Mannschaft startbereit.

Am Start ging es ab ca. 17:15 Uhr mit ca. 5 m/s hoch an die Basis, die an diesem Tag auf ca. 1850m lag. Das reichte, um den schönen See von Annecy zu überqueren und an der gegenüberliegenden Westridge zu soaren. Insgesamt kamen so schon die ersten Flugstunden zusammen und es musste um 19:30 Uhr noch schnell die erste Flüßigkeitsversorgung und Frühstück eingekauft werden, während die letzten Piloten eingelandet waren. Nach dem Zeltaufbau, wurde der Tag um ca. 21:00 Uhr mit einem gemeinsamen Pizzaessen im Ort Doussard beschlossen. Mit von der Partie waren jetzt auch die Selbstfahrer Andi Fritz und Dietmar Sauter.

Am nächsten Tag ging es nach einem reichhaltigen Frühstück, gut ausgeschlafen und hoch motiviert schon um ca. 10:30 Uhr auf den Berg. Am Startplatz kachelte der Wind von der Seite links (SüdWest) und von hinten (Südost) hoch und das ging bis ca. 13:00 Uhr so. Dann war es Windstill mit Ablösungen von vorne und hinten bis sich ab 14:00 Uhr ein mehr oder weniger konstanter Seitenwind von rechts (N – No) gemischt mit thermischem Startwind durch setzte. Ab ca. 14:30 Uhr wurde gestartet und in der bockigen Thermik geflogen. Fast keiner ist an diesem Tag abgesoffen, aber alle waren sich einig, dass man solche Bedingungen nicht jeden Tag braucht und so wurde dieser Flugtag von dem meisten nach 1 – 2h Flugzeit freiwillig beendet.
Das hatte den Vorteil, dass noch einmal ausgiebig eingekauft werden konnte und so der Tag bei einem Kilo Spagetti und einem Kilo Hackfleisch im Mobilehome abgeschlossen wurde. Kurt nutzte die Gelegenheit, um Werbung für Passy zu machen, da man dort einmal geflogen sein muss.
Der Wetterbericht meldete für den Folgetag Südost, so dass ähnliche Verhältnisse am späten NW-Start Col de la Forcaz erwartet werden konnte, wie heute. Deshalb entschloss sich die Meute, nach einigen Beratschlagungen, für den Folgetag nach Passy zu fahren.

Nach einem noch reichhaltigeren Frühstück als am Vortag, ging es schon um 9:58 Uhr auf nach Passy. Nach einer elenden Umleitung und einigen Bedenken, ob das eine gute Entscheidung gewesen sei, kam eine leicht skeptische Gruppe schließlich am Haupt-LP von Passy an. Kurt fungierte hier als perfektes Navi zu einem Zwischenlandeplatz am See und zum Haupt-LP und als Motivator. Von dort zum Startplatz hochgepeilt, fragten wir uns, ob man für eine solche Höhendifferenz tatsächlich so weit fahren muss. Allerdings war uns schon während der Fahrt die gute Sicht auf den Mont Blanc aufgefallen, der sich nach der Auffahrt auf den Startplatz in seiner vollen Größe zeigte. Hier konnten wir uns ein Gruppenfoto nicht verkneifen und die Euphorie stieg:

Kurt, Sven, Jürgen, Andi, Dietmar, Andi, Matthias und Michael am Startplatz Passy, vor dem Mont Blanc

Da Passy ein Südgelände ist, wurde ab ca. 13:00 Uhr der Einstieg in die von unten raus zaghafte Thermik gewagt. Dieser gelang den meisten Teilnehmern problemlos und einem gigantischen Flug von ca. 2 – 3h in und mit einem beeindruckenden Panorama stand nichts mehr im Wege. Nur der Hambalek schaffte es nach anfänglicher Ankündigung nicht, den Mont Blanc zu umrunden, geschweige dem, diesen zu überhöhen. Bei einer bescheidenen Basis von ca. 3200m fehlten einfach noch die erforderlichen 1600m zur näheren Gipfelbesichtigung des Mont Blanc. Aber bei einer LP-Höhe von ca. 600m NN war die Arbeitshöhe ganz befriedigend und ermöglichte den einen oder anderen Sightseeing Flug der extra Klasse. Nach der Landung war das Grinsen in den meisten Gesichtern nicht mehr weg zu kriegen und so machten wir uns um ca. 18:00 Uhr wieder auf den Heimweg.
Heute gab es ein Diätmenü, das aus Reis, einem Würstel und einem marinierten Schweinespeck plus Salat bestand. Verständlich, dass da noch das eine oder andere Bier als Brotersatz herhalten musste, was letztendlich mit einem guten französischen Wein (wenn man im Supermarkt zwei Flaschen der gleichen Sorte kauft, bekommt man eine gratis), doch noch erfolgreich abgerundet werden konnte.
Bis tief in die Nacht hinein wurde der Flugtag fachmännisch diskutiert, d.h. breites Fliegerlatein war angesagt und der Bezahlwetterbericht für den Folgetag wurde konsultiert. Man entschied sich für Annecy und eine etwas spätere Auffahrt.
Einziger Wehmutstropfen an diesem Abend war, dass nebenbei offenbar wurde, dass pro Bussinsasse 2,50 € pro 100km Nutzungsgebühr zu zahlen sind. Damit hatten ca. 3/5 der Busmitfahrer nicht gerechnet. Manch einer wollte sich sogar daran erinnern können, zu Zeiten der Ausbildung und intensiver Busnutzung, diese Gebühr nicht bezahlt haben zu müssen. Nach anfänglicher Entrüstung, machte sich nach einigen Erklärungen des Vorstandes Ernüchterung und erneut Gelassenheit breit.
In dieser Nacht stießen noch Heiko und Jörg zu uns, die an diesem Tag für Annecy eine Basishöhe von ebenfalls 3200m vermeldeten und meinten, dass auch der Flugtag in Annecy nicht ganz schlecht gewesen sei.

Ausgiebig und betont lässig wurde am nächsten Tag wieder reichhaltig gefrühstückt, bis die ganze Meute Urplötzlich um ca. 10 Minuten vor Elf mit den Hufen scharrte und schon wieder Fluggeil war. Hier musste der Organisator einbremsen und legte nach pünktlicher Abfahrt um 11:00 Uhr noch einen Zwischenstopp am See ein. Schließlich muss man an einem solch schönen See doch auch einmal den Zeh ins kalte Wasser halten, oder?

Schaut Euch die Bilder an:

Gut an dem Seebesuch war vor Allem, dass er nicht allzu lange andauerte, so dass um ca. 11:25 Uhr der Weiterfahrt auf den Berg nichts mehr im Wege stand.

Was dann folgte, war ein weiterer Flugtag in Annecy, der in einigen Details ausgeführt werden will:

Ein Ligapilot der ersten Garde machte sich nach erneuter Wartezeit im NW-Gelände um ca. 14:15 Uhr an den Start, um der Meute zu zeigen, dass nun auch Drachenflieger steigen, nachdem schon einige Schirme hoch aufgedreht hatten. Kaum gestartet, stellte sich ein Sinken ein, das augenscheinlich nicht zu Enden schien. Motiviert vom offensichtlichen Unvermögen der vermeintlich siegeswilligen Ligapiloten, machte sich Hambalek startbereit, um der Meute zu zeigen, wie es besser geht. Besser ging es nah am Hang und kaum überhöht, wurde das Gleiten beschleunigt, um möglichst zeitnah den Startplatz zu überfliegen und der Meute zu zeigen, das es geht!
Schwupp die wupps, stellte sich nach diesem leicht beschleunigten Gleitflug unter Startniveau, das gleiche, nicht enden wollende Sinken ein, dass den Ligapiloten heimgesucht hatte und den heroischen Hambalek mir nichts, dir nichts, zum LP der Gleitschirmflieger in Talloires beförderte. Während dieser sich bis dorthin herunterbuxierte, nutzte die übrige Meute den jungfreulich frei gefegten Luftraum, um in Ruhe dem Startplatzbart bis hoch zur Basis auf ca. 3400m zu folgen. Es war ein herrliches Bild, die kleinen Drachen und Gleitschirmflieger kreuz und quer über den See fliegen zu sehen. Die letzten Landungen geschahen ca. 19:00 Uhr, so dass die Meute hoch befriedigt den Gang zum Abendmenü antrat. Dieses wurde auch heute wieder manuell und selbst erstellt, was sich zur Belohnung des Tages, in einem großen Stück Fleisch, Nudeln, Gemüse, Salat und einem unvergesslichen Nachtisch äußerte. Es wurden die Rückzugsmodalitäten für den nächsten und letzten Tag besprochen und eine evtl. Verlängerung des Flugabenteuers diskutiert, aber noch nicht final entschieden.

Am nächsten Morgen wurde die Abfahrt und der absolute Rückzug besprochen und zur Erleichterung dieser Entscheidung ein weiterer Tag in Passy geplant. Nach dem Rückbau der Zelte und der Endkontrolle durch den Campingplatzmajor, konnte das Mobilehome erfolgreich verlassen werden. Um 11:00 Uhr wurde die Fahrt nach Passy angetreten. Um ca. 12:20 Uhr war der Startplatz Passy erreicht und die Schirme schon unglaublich hoch am Himmel. Zügig aufgebaut, genoss noch einmal jeder das Panorama, bevor es erneut an das unvermeidbare Fliegen ging.
Petrus zeigte sich von seiner allerbesten Seite, so dass keiner der routinierten Adler vorzeitig eine Landung antreten musste. Vielmehr saugte der blaue Himmel die ausnahmslos startwilligen bis in die Stratosphäre, die an diesem Tag in Höhen von bis zu 3600m endete. Pünktlich um 16:30Uhr zwangen sich die Teilnehmer gegen Ihren Instinkt und gegen die Natur mit Gewalt zu Boden, um die vereinbarte Landezeit von 17:00 Uhr einzuhalten. Hierzu mussten teilweise unglaubliche Höhen mit Fleiß vernichtet werden. Bemerkenswert waren die durchweg guten Landungen, der nun an Flugpraxis geübten Teilnehmer. Final wurde um ca. 18:30 Uhr die Heimfahrt angetreten, die mit einem Pizzastopp und einem weiteren Tankstopp um ca. 1:30 Uhr in Rutesheim endete.

Bilder findet Ihr unter http://www.hgc-einkorn.de/bildergalerien/saisonstart-2018/